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Jobcenter Münster

24. Juli 2019

Sozialräumliche Aufstellung

Logo des Jobcenters Münster
  • Schwerpunktthema Qualitätsarbeit
  • Zielgruppe Netzwerke, Langzeitleistungsbeziehende

Das Jobcenter Münster hat sich sozialräumlich aufgestellt und rückt so näher an seine Nachbarn in den unterschiedlichen Stadtbezirken heran. Welches Konzept dahintersteckt, wie sich dadurch die tägliche Arbeit verbessert und was „Jobcenter-im-Jobcenter“ sind, lesen Sie in einer neuen Guten Praxis.

Zielgruppe sind alle Leistungsberechtigten, die Beschäftigten und die Netzwerkpartner des Jobcenters.

Der Prozess der Organisationsentwicklung lief von August 2014 bis März 2015. Die praktische Umsetzung erfolgte im ersten und zweiten Quartal 2017. Seitdem läuft die Phase der Verstetigung – das bedeutet, es wird in den neuen sozialräumlichen Strukturen gearbeitet.

Alle relevanten Partner in den Sozialräumen: andere Ämter der Stadtverwaltung (insbesondere der Kommunale Sozialdienst), freie Träger, Beratungsstellen, Kitas und Familienzentren, Schulen, Vereine, ehrenamtliche Akteure und Arbeitgeber.

Seit Umsetzung eines Organisationsentwicklungsprozesses ist das Jobcenter der Stadt Münster stadtbezirklich ausgerichtet. Für jeden Stadtbezirk gibt es nun ein sogenanntes „Jobcenter-im-Jobcenter“, das jeweils aus einem Team für die passive Leistungsgewährung und einem Team für den Bereich Markt & Integration, einem Empfangsbereich und Kundenservice besteht. Sämtliche Leistungsberechtigte, die ihren Wohnort in dem entsprechenden Stadtbezirk haben, werden durch das zuständige „Jobcenter-im-Jobcenter“ betreut.

Grundsätzlich steuern diese sich selbst. Hierzu gibt es bestimmte Leitplanken. So erstellte jedes von ihnen anhand einer Rahmenregelung eine eigene Geschäftsordnung. Die individuellen Geschäftsordnungen regeln die Zusammenarbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in jedem „Jobcenter-im-Jobcenter“, definieren interne Prozesse und beschreiben ein Leistungsversprechen gegenüber den Leistungsberechtigten. Außerdem regeln sie die Zusammenarbeit mit relevanten Netzwerkpartnern im Stadtbezirk. Grundlage der Geschäftsordnungen ist eine ausführliche sozialräumliche Analyse (Kundenstruktur, Unternehmen im Stadtbezirk, relevante (aktuelle und potenzielle) Netzwerkpartner).

Darüber hinaus legen die „Jobcenter-im-Jobcenter“ fest, wie sie sich noch besser im Stadtbezirk verankern wollen. Hier sind auf der Ebene der Fachstellenleitung spezielle Fachkoordinatorinnen und -koordinatoren aktiv. Sie stellen sicher, dass sich die Jobcenter-Beschäftigten zielgruppenorientiert und fachlich ausgerichtet vernetzen können – also mit Spezialistinnen und Spezialisten für Alleinerziehende, Jugendliche oder Rehabilitandinnen und Rehabilitanden sowie Menschen mit Schwerbehinderung. Hier finden regelmäßige Fachexpertenbesprechungen statt.

Auf übergeordneter Ebene steuert die Führungsrunde den Prozess. Zu ihr gehören die Amtsleitung, die Abteilungsleitungen und die Stabsstelle für strategische arbeitsmarktliche Planung.

Grafik, auf dem der sozialräumliche Ansatz dargestellt wird.

Mit der sozialräumlichen Aufstellung verfolgte das Jobcenter zwei Ziele:
1. Die Zufriedenheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Leistungsberechtigten verbessern und
2. den Ressourceneinsatz effizienter und effektiver gestalten.

Dazu sollten Schnittstellen reduziert und dadurch Reibungsverluste zwischen den einzelnen Arbeitsbereichen vermieden werden. Auch die Anzahl der Ansprechpersonen im Jobcenter sollte sich dadurch sowohl für Leistungsberechtigte als auch für Kooperationspartnerinnen und -partner verringern. Mit den Veränderungen sollte auch die Netzwerkarbeit in den Sozialräumen gefördert werden. Die Jobcenter sollten dazu die einzelnen Sozialräume besser kennenlernen, um deren Besonderheiten zu berücksichtigen – sowohl in den strategischen Planungen als auch in der individuellen Beratung. Niedrigschwellige Kooperationsangebote in den Stadtbezirken sollten schließlich dafür sorgen, dass sich Jobcenter und Leistungsberechtigte gegenseitig besser erreichen können.

Die sozialräumliche Aufstellung des operativen Bereichs ist Ergebnis eines Organisationsentwicklungsprozesses. Daran beteiligte sich die Mitarbeiterschaft des Jobcenters (inklusive Beteiligung des Personalrats und des Personalamtes), unterstützt von einer externen Begleitung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bildeten Arbeitsgruppen zu verschiedenen Handlungsfeldern (z. B. Verbesserung der Erreichbarkeit, Erhöhung der Qualität und Attraktivität der Arbeit im Jobcenter). Ein Lenkungsgremium trug die Ergebnisse der einzelnen Arbeitsgruppen zusammen und traf Entscheidungen zu den weiteren Prozessen.

In der praktischen Umsetzungsphase wurde versucht, die Wünsche der Beschäftigten insbesondere zum Arbeitsort (zentral oder Stadtteil) und zu den fachlichen Zuständigkeiten (z. B. bestehende oder neue Zielgruppen-/ Fachspezialisierung) zu berücksichtigen. Darüber hinaus bestand die Möglichkeit, Teamfindungs-Workshops durchzuführen – ein Angebot, welches von einigen Beschäftigten wahrgenommen wurde.

Die Erfolge der sozialräumlichen Aufstellung zeigen sich auf mehreren Ebenen: Durch lokale Netzwerkarbeit und die starke Identifizierung mit ihrem Stadtbezirk sind die „Jobcenter-im-Jobcenter“ in ihren jeweiligen Stadtbezirken etabliert. Sie konnten die Netzwerke und die Aktivitäten der sozialräumlichen Akteurinnen und Akteure ausbauen und festigen (fortlaufender Prozess). Gleichzeitig optimierte das Jobcenter die internen und externen Schnittstellen und reduzierte so Reibungsverluste.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bereichen Leistungsgewährung und Markt & Integration verstehen den jeweils anderen Aufgabenbereich nun besser und nehmen dies positiv war. Dank ausgeweiteter Präsenz des Jobcenters und vielen niedrigschwelligen Angeboten in den Sozialräumen, die das Jobcenter in Zusammenarbeit mit seinen (zum Teil neuen) Kooperationspartnern durchführt, kann es die Leistungsberechtigten besser erreichen.

Beim Übergang des Jobcenters Münster zu einem zugelassenen kommunalen Träger im Jahr 2012 war klar, dass hinsichtlich der Organisation des Jobcenters Entwicklungsbedarf besteht. Einerseits sollten zentralen Handlungsfeldern optimiert, andererseits den Besonderheiten und Möglichkeiten einer rein kommunalen Einrichtung Rechnung getragen werden. Die damals bestehenden Strukturen behielt das Jobcenter zunächst bei, um den ressourcenintensiven Übergang in die Option erfolgreich abzuwickeln. Von August 2014 bis März 2015 fand dann unter externer Begleitung sowie Beteiligung der Mitarbeiterschaft ein umfangreicher ergebnisoffener Organisationsentwicklungsprozesse statt, dessen Resultat die sozialräumliche Organisation des operativen Bereichs des Jobcenters ist.