Navigation und Service

Jobcenter Region Hannover

7. März 2017

Das Projekt WundA – Wohnen und Arbeiten für junge Erwachsene in prekären Wohnsituationen

Logo des Jobcenters Hannover
  • Schwerpunktthema Arbeitsmarktintegration, Qualifizierung, Soziale Teilhabe
  • Zielgruppe Jugendliche und junge Erwachsene

Logo Jobcenter Region Hannover.

Die Anzahl der von Wohnungslosigkeit Betroffenen und Personen, die in anderen in prekären Wohnverhältnissen leben, nimmt in Großstädten stetig zu, so auch in Hannover. In der Beratung junger Menschen im Jobcenter gewinnt das Problem einen immer größeren Stellenwert. Denn die Überlegung junger Menschen, wo sie die nächste Nacht verbringen können, und die Organisation eines Schlafplatzes erfordern häufig ihre gesamte Aufmerksamkeit. Mit einer nachhaltigen Lösung des Problems sind die jungen Menschen häufig überfordert. Auch die derzeitige Situation auf dem regionalen Wohnungsmarkt bietet kaum Ansätze für Lösungen. Die Auseinandersetzung mit der eigenen beruflichen Situation hat unter diesen Voraussetzungen nur wenig Raum, wenn es kein nachhaltiges Angebot mit ganzheitlicher Förderung und Beratung gibt, das sich eng an der Lebenssituation der Betroffenen ausrichtet. Hier setzt das Projekt Wohnen und Arbeiten (WundA) an. WundA bietet jungen Erwachsenen in prekären Wohnsituationen umfassende Hilfe. Das Angebot reicht von der Bewältigung der schwierigen Wohnsituation bis zur Heranführung an den Arbeits- bzw. Ausbildungsmarkt.

Das Projekt wird im Zeitraum vom 01.02.2015 - 31.01.2018 durchgeführt. Bereits jetzt sind alle Beteiligten an einer Verstetigung des Angebotes interessiert.

Der Arbeits- und Ausbildungsmarkt in der Region Hannover unterliegt derzeit einer positiven Entwicklung. Die Anzahl der gemeldeten Stellen steigt, die Nachfrage nach Arbeitskräften ist gerade im Bereich des Groß- und Außenhandels, der Gastronomie, dem Wach- und Sicherheitsgewerbe, dem Bereich Verkehr und Logistik und dem Bereich der Erbringung kaufmännischer Dienstleistungen, im Handel und Vertrieb besonders hoch. Auch die Anzahl der Ausbildungsstellen nimmt zu.

Junge Menschen in der Region Hannover profitieren von diesen günstigen Rahmenbedingungen. Es gelingt auf Grund der hohen Nachfrage nach Fachkräften und bei einer sinkenden Zahl der Ausbildungsplatzsuchenden gut, auch junge Menschen ohne Schulabschluss, mit kurvigem Lebenslauf oder einer schwierigen Lebenssituation in Arbeit und Ausbildung zu vermitteln. Dank vielfältiger flankierender Maßnahmen sind die Chancen am Arbeitsleben teilzuhaben sehr hoch, zum Beispiel in Form einer assistierten Ausbildung.
Dennoch gelingt es noch nicht allen jungen Menschen, die eine Ausbildung anstreben, auch einen Ausbildungsplatz zu finden. Auf Grund ihrer Problemlagen können sie die betrieblichen Anforderungen an die Ausbildung nicht oder noch nicht erfüllen. Auf der anderen Seite bleiben eine Reihe von Ausbildungsstellen unbesetzt, da die passenden Bewerber oder Bewerberinnen nicht zur Verfügung stehen. Hier geht die Schere zwischen Angebot und Nachfrage auseinander.

Auch wenn die Bedingungen am Arbeits- und Ausbildungsmarkt derzeit sehr gut sind, haben es junge Menschen in prekären Wohnsituationen auf Grund ihrer besonderen Lebenslage schwer, im beruflichen Alltag Fuß zu fassen. Häufig sind sie für die Angebote des Jobcenters oder anderer Institutionen schwer oder gar nicht mehr zugänglich. Mit einem ganzheitlichen niedrigschwelligen Angebot zielt das Projekt WundA darauf ab, die soziale und berufliche Stabilisierung zu fördern und die prekäre Wohnsituation zu beenden. Dabei steht die Suche nach geeignetem nachhaltigen Wohnraum im Mittelpunkt. Gleichzeitig wird mit einem besonderen Qualifizierungsangebot die Chance eröffnet, sich beruflich weiterzuentwickeln, und damit der Zugang zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt erleichtert.

Das Projekt richtet sich an junge, langzeitarbeitslose Erwachsene unter 25 Jahren in prekären Wohnsituationen. Damit sind sowohl junge Menschen gemeint, die schon längere Zeit obdachlos sind, aber zum Beispiel auch diejenigen, die sich in prekären Wohnsituationen in ihrem Elternhaus befinden.

Das Projekt wurde vom Fachbereich Jugend der Region Hannover und dem Jugend-Jobcenter Hannover initiiert. Die gemeinnützige Pro Beruf GmbH setzt das Projekt in Kooperation mit dem Verein Karl-Lemmermann-Haus - Sozialpädagogisch betreutes Wohnen - e.V. um. Eine Anbindung an ein Qualifizierungsangebot gelingt dadurch besonders gut, weil neben den Sozialarbeiterinnnen und Sozialarbeitern sowie Lehrkräften auch ein persönlicher Ansprechpartner bzw. eine persönliche Ansprechpartnerin des Jugend-Jobcenters vor Ort mitarbeitet. Vielfältige Netzwerkpartner, z.B. psychosoziale Beratungsstellen, Schuldner- und Suchtberatungsstellen, aber auch Betriebe, Wohnungseigentümerinnen und -eigentümer sowie Wohnungsgenossenschaften unterstützen das Projekt.

Das Projekt umfasst vier Module, welche die individuelle und soziale Entwicklung der jungen Menschen unterstützen und die prekäre Wohnsituation beenden sollen:

1. Clearing
Mit einer offenen Beratungsstelle wurde ein niedrigschwelliges Angebot für alle jungen Menschen eingerichtet, die bei Notfallfragen zum Thema „Wohnung“ zur Verfügung steht. Während einer ersten allgemeinen Beratung wird entschieden, ob nur eine kurzfristige Unterstützung notwendig ist oder ob die jungen Menschen langfristig begleitet werden müssen und dieses auch möchten. Häufig kann mit einem passenden Angebot schnell und unbürokratisch geholfen und eine Klärung der Situation herbeigeführt werden.

2. Wohnen
Der Projektträger mietet mehrere Wohnungen im Gebiet der Stadt Hannover an, die zu Wohngemeinschaften umgestaltet werden. Damit kann ein Wohnungsangebot für 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Verfügung gestellt werden. Drei Plätze für eine erste Unterkunft, davon eine Notfallunterkunft, wurden im Clearinghaus eingerichtet, um eine schnelle Hilfe in schwierigen Situationen zu ermöglichen. Reicht eine kurzfristige Unterkunft nicht aus, können die jungen Menschen in den Wohngemeinschaften untergebracht werden. Mit sozialpädagogischer Begleitung und Rufbreitschaft rund um die Uhr wird die Wohnsituation in den Wohgruppen stabilisiert. Die jungen Menschen werden bei der Suche nach einer eigenen Wohnung intensiv unterstützt, da das Angebot der Wohngemeinschaften nur eine mittelfristige Lösung darstellen kann.

3. Berufliche Beschäftigung und Qualifizierung
Von Beginn an wird der Fokus auch auf eine berufliche Qualifizierung gerichtet. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Wohnprojekt nehmen auch an der Aktivierungshilfe nach § 16 Abs. 1 SGB II i. V. m. § 45 Abs.1 S.1 Nr. 1 SGB III teil. Die Inhalte des Qualifizierungsangebotes sind bewusst niedrigschwellig und alltagstauglich im handwerklichen und hauswirtschaftlichen Bereich angesiedelt. Neben der Nahrungszubereitung , Haus- und Wohnungspflege und der Wäschepflege werden die Teilnehmenden auch in grundlegenden handwerklichen Techniken unterrichtet. Unter Anleitung entstehen neue eigene Wohnungen für die Teilnehmenden bzw. werden die Wohnräume der Wohngemeinschaften renoviert.

4. Ambulante Nachbetreuung
Mit einer Nachbetreuung in Form einer Wohnbegleitung und einer Ausbildungs- und Arbeitsbegleitung werden die jungen Menschen bei dem Schritt in die persönliche Selbstständigkeit unterstützt. Bei Unsicherheiten und Problemen in der neuen Lebenssituation und bei der Bewältigung von Krisen und Konflikte werden sie beraten und gestärkt. Dabei lernen sie, dass auch schwierige Situationen beispielsweise mit Vermieterinnen und Vermietern oder im Betrieb bewältigt werden können.

Mit WundA ist es gelungen, die Lebenssituation der meisten jungen Menschen im Projekt entscheidend zu verbessern. In einen Zeitraum von anderthalb Jahren konnte fast ein Viertel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Ausbildung, Arbeit oder Studium vermittelt werden. Für einige Teilnehmenden war eine weiterführende Maßnahme oder eine Therapie ein nächster Schritt. In Bezug auf die Verbesserung der Wohnsituation kann ebenfalls ein positives Resümee gezogen werden. Die Wohngemeinschaften sind voll belegt, trotz strenger Regeln und einer einschränkenden Hausordnung. Junge Menschen konnten von der Straße geholt und Alternativen zum „Sofa-Hopping“ aufgezeigt werden. Auch der Wiedereinzug bei den Eltern ist eine Möglichkeit, die vom Projekt gefördert wird, und sich als gute Alternative zur eigenen Wohnung erwiesen hat. Mit der offenen Beratungsstelle wird allen jungen Menschen in Hannover der Zugang zur Unterstützung in Wohnungsnotfällen ermöglicht. Und gerade weil es manchmal nur eine kleine Unterstützung oder einen guten Rat braucht, kann ihnen mit diesem Projektansatz geholfen werden.