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Aus- und Weiterbildung im Jobcenter Berchtesgadener Land

Adelheid May, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt (BCA), sieht gute Chancen in kürzeren Weiterbildungsformaten. Sie gibt einen Einblick in die Praxis des Jobcenters Berchtesgadener Land.

Adelheid May
Quelle: Jobcenter Berchtesgadener Land

Wie bewerten Sie die Wirksamkeit von Weiterbildungen?

Adelheid May: Eine klassische abschlussorientierte Umschulung mit einem neuen Berufsabschluss ist eine große Herausforderung für viele Leistungsbeziehende. Leider stellt sich bei uns immer wieder heraus, dass das Durchhaltevermögen für eine abschlussorientierte Weiterbildung oft nicht ausreicht. Es ist schwierig, die Teilnehmenden dazu zu motivieren, die Weiterbildung komplett abzuschließen. Aber ich sehe gute Chancen in kürzeren Weiterbildungsformaten. Hier ist das Durchhaltevermögen häufig deutlich besser und die Menschen sehen schneller einen Erfolg, der sie zusätzlich motiviert.

Glauben Sie, dass sich mit der Einführung des Bürgergeldes etwas ändern könnte und dass dadurch mehr Anreize für einen Abschluss geschaffen werden?

Adelheid May: Mit dem Bürgergeld werden neue Regelungen eingeführt, die eine Weiterbildung fördern. Wir müssen abwarten, wie diese angenommen werden. Es wäre wünschenswert, wenn Weiterbildungen stärker beworben werden, um die Inanspruchnahme noch besser zu unterstützen. Aus meiner Sicht ist es wichtig, den ärztlichen Dienst oder berufspsychologischen Service einzubeziehen, um bei Bedarf die Leistungsfähigkeit oder die kognitiven Fähigkeiten der Teilnehmenden zu prüfen. Ich fände es auch wichtig, weitere Unterstützungsmöglichkeiten anzubieten, wie zum Beispiel flexible Kinderbetreuung oder Transportdienste, um die Teilnahme an Weiterbildungen zu erleichtern.

Wie organisieren Sie das begleitende Coaching bei den Weiterbildungsmaßnahmen?

Adelheid May: Das begleitende Coaching läuft über Bildungsträger. Wir arbeiten eng mit einem Bildungsträger in unserem Landkreis zusammen. Dort werden passende Lehrkräfte ausgewählt, die die Teilnehmenden in den Fächern unterstützen. Das Coaching findet in der Regel nach dem Schulunterricht oder nach der praktischen Ausbildung statt. Dabei ist wichtig, dass die Arbeitgeber die Teilnehmenden für das Coaching freistellen, um den Erfolg der Weiterbildung sicherzustellen.

Können Sie ein Beispiel für eine erfolgreiche Weiterbildung beschreiben?

Adelheid May: Ich hatte eine Kundin, die gelernte Altenpflegerin und alleinerziehende Mutter ist. Aufgrund der Schichtarbeit hatte sie Schwierigkeiten, eine Anstellung zu finden – das war für sie nicht vereinbar mit ihren drei Kindern. Sie interessierte sich allerdings für eine Weiterbildung im Bereich Pflegeberatung. Als sie die Weiterbildung beginnen wollte, gab es auch Arbeitgeber, die Interesse an solchen Fachkräften hatten und die zusätzlich die Möglichkeit boten, von zu Hause aus telefonische oder digitale Beratungen durchzuführen. Ich unterstützte sie bei der Beantragung von Bildungsgutscheinen für die Weiterbildung, was reibungslos verlief. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Kurses, den sie komplett digital machen konnte, gab es jedoch keine freien Stellen mehr in unserem kleinen Landkreis. Ich hoffe sehr, dass sie bald einen Job finden wird. Obwohl der Ausgang bedauerlich ist, zeigt dieses Beispiel den Erfolg der Weiterbildung und die Bereitschaft der Teilnehmenden, ihre Chancen zu verbessern, auch wenn die Arbeitsmarktbedingungen herausfordernd sind.

Steck­brief

  • Standort: Jobcenter Berchtesgadener Land
  • Organisationsform: gemeinsame Einrichtung
  • Anzahl der Beschäftigten: 56
  • Anzahl der Leistungsbeziehenden: 2.400
  • Projekt: Weiterbildung
  • Thema: Aus- und Weiterbildung

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