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Ganzheitliche Betreuung im Jobcenter Halle (Saale)

Das Jobcenter Halle (Saale) testet Coaching seit einigen Jahren. Mit der Einführung von §16k SGB II kann dieses nun stärker ausgebaut werden. Jan Kaltofen, Geschäftsführer des Jobcenters Halle (Saale), gibt Einblicke in den Prozess.

Jan Kaltofen
Quelle: Jobcenter Halle (Saale)

Wie haben Sie die Einführung des Bürgergeldes erlebt?

Jan Kaltofen: Wir haben frühzeitig alle Informationen an unsere Führungskräfte weitergeleitet. Und wir haben vor Finalisierung des Gesetzes schon darüber gesprochen, wie Prozesse konkret aussehen könnten. Hinzu kam eine sehr intensive Öffentlichkeitsarbeit – das heißt, transparent zu kommunizieren, was wir leisten können und was nicht. Auf Grundlage der Weisungslagen konnten wir unsere Planung finalisieren. Wir hatten für jede Rechtsänderung einen Fahrplan inklusive Alternativen, die wir dann punktuell angepasst haben.

Wie sieht ein typischer Beratungsprozess in der ganzheitlichen Betreuung in Ihrem Jobcenter aus?

Jan Kaltofen: Wir kommen mit den Menschen so früh wie möglich ins Gespräch – idealerweise mit der ganzen Familie. Das heißt, wir gehen weg vom Schreibtisch und rein in die Vertrauensarbeit. Dazu gehört die Bereitschaft, in das gewohnte Umfeld der Leistungsberechtigten zu gehen. In den Gesprächen ermitteln wir gemeinsam den konkreten Handlungsbedarf und arbeiten die Problemlagen heraus. Gemeinsam mit dem Jugendamt betreiben wir sogenannte Jugendbüros im Stadtgebiet. Dort kommen wir gezielt mit Jugendlichen ins Gespräch, die noch nicht den Weg zu uns gefunden haben oder zu denen der Kontakt abgebrochen ist.

Welche Kompetenzen brauchen die Sozialcoaches für die ganzheitliche Betreuung?

Jan Kaltofen: Unsere Coaches haben sehr gute Vorerfahrung und sind systemisch qualifiziert, damit sie sich im Rechtssystem und sozialen Unterstützungssystem zurechtfinden können. Wir legen Wert auf Flexibilität, um schnelles Handeln zu gewährleisten. Die Coaches, die wir aktuell im Sinne des §16k SGB II einsetzen werden, müssen genau das mitbringen: Eigeninitiative, fundiertes Fachwissen und Netzwerkkompetenz. In Notfällen müssen sie zur Verfügung stehen, etwa bei akuten finanziellen oder privaten Problemen. Dank des neuen Gesetzes können wir unser Coaching stärker in Richtung soziales Coaching ausbauen. Hier gibt es nämlich eine hohe Schnittmenge zu den Leistungsberechtigten aus dem Fallmanagement.

Steck­brief

  • Standort: Jobcenter Halle (Saale)
  • Organisationsform: gemeinsame Einrichtung
  • Anzahl der Beschäftigten: 470
  • Anzahl der Leistungsbeziehenden: 28.000
  • Thema: Ganzheitliche Betreuung

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