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Ganzheitliche Betreuung im Jobcenter Nordfriesland

Das Jobcenter Nordfriesland arbeitet mit Prinzipien der Sozialraum- und Ressourcenorientierung, die laut Axel Scholz, Geschäftsführer des Jobcenters Nordfriesland, auch im Bereich der ganzheitlichen Betreuung angewendet werden.

Axel Scholz
Quelle: Hans-Martin Slopianka

Wie haben Sie die Einführung des Bürgergelds erlebt?

Axel Scholz: Die Zeit für die Vorbereitung der Änderungen der Arbeitsförderleistungen war für uns ausreichend. Wir begrüßen, dass die Einführung in zwei Stufen erfolgt. Ab dem 1. Juli 2023 wird der Aufwand für die Jobcenter dann nochmal steigen: Die leistungsrechtlichen Umstellungen waren einfacher vorzunehmen als die, die für die zweite Stufe vorgesehen sind. Zur Schlichtungsstelle und zum Kooperationsplan haben wir in Nordfriesland gute Lösungen entwickelt, die unserem Vorgehen und der Fallsteuerung im Fallmanagement entsprechen.

Welche Auswirkungen hat das Bürgergeld auf die ganzheitliche Betreuung in Nordfriesland?

Axel Scholz: Seit 2012 arbeitet das Jobcenter Nordfriesland nach den Prinzipien der Sozialraum- und Ressourcenorientierung. Diese Prinzipien fördern die Eigenständigkeit der Leistungsbeziehenden, indem sie sich an ihren Ressourcen und Zielen orientieren. Insofern geht es überwiegend um die „technische Umsetzung“ der gesetzlichen Änderungen. An der Beratung müssen wir keine Änderungen vornehmen, da wir in den letzten Jahren so gearbeitet haben, als würde es das Bürgergeld-Gesetz bereits geben.

Welche Chancen sehen Sie bei der ganzheitlichen Betreuung?

Axel Scholz: Durch die ganzheitliche Betreuung schaffen wir eine nachhaltigere Integration in Qualifizierung und Beschäftigung. Das tun wir, indem wir Bedarfsgemeinschaften besser in ihrer Ausgangssituation begreifen und unser Handeln danach ausrichten. Außerdem können rechtskreisübergreifende Herausforderungen etwa mit der Jugendhilfe gemeinsam angegangen werden. Auch ist eine effizientere Ressourcensteuerung in den Bereichen Personal, Prozesse, und Finanzen möglich. Oft befinden sich die Familien in einer multidimensionalen Problemlage, für die es die Zuhilfenahme aller Professionen braucht.

Die fünf Prinzipien der Sozialraum- und Ressourcenorientierung sind:

  1. Ausgangspunkt der Arbeit sind der Wille und die Interessen der Menschen in Abgrenzung zu den Wünschen oder definierten Bedarfe.
  2. Die aktivierende Arbeit hat grundsätzlich Vorrang vor der betreuenden Tätigkeit.
  3. Bei der Gestaltung der Aktivitäten und Hilfen spielen personale und sozialräumliche Ressourcen eine wesentliche Rolle.
  4. Die Aktivitäten sind immer zielgruppen- und bereichsübergreifend angelegt.
  5. Die Vernetzung und Integration der verschiedenen sozialen Dienste sind Grundlage für funktionierende Einzelhilfen.

Steck­brief

  • Standort: Jobcenter Nordfriesland
  • Organisationsform: zugelassener kommunaler Träger
  • Anzahl der Beschäftigten: 179
  • Anzahl der Leistungsbeziehenden: 12.259
  • Thema: Ganzheitliche Betreuung

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