Um Menschen mit Fluchthintergrund besser und schneller in Arbeit zu vermitteln, organisiert das kommunale Jobcenter Landkreis Friesland laufend Infoveranstaltungen und viele Jobmessen. Mit Erfolg: Viele Dutzend „Matches“ lernten sich auf den Events des Jobcenters kennen und merkten gleich, dass es passt. Drei von ihnen stellen sich und ihre Geschichte vor.
Der Pflegedienst hat lange auf eine Kollegin wie sie gewartet – und sie? Will bleiben.
Yulia Lutsenko (links) und ihre heutige Arbeitgeberin Jana Dumke-Waldschmidt (rechts) lernten sich auf einer Jobmesse des kommunalen Jobcenters Landkreis Friesland kennen.
Yuliia Lutsenko, Helferin in der Pflege: Im Sommer 2022 bin ich mit meinen Kindern und meinen Eltern aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet. In meiner Heimat habe ich den Beruf der Krankenschwester erlernt, diese Ausbildung muss hier in Deutschland anerkannt werden. Die Anerkennung des Theorieteils meiner Ausbildung läuft bereits, der Praxisteil soll im Rahmen meiner jetzigen Beschäftigung anerkannt werden. Seit Oktober dieses Jahres arbeite ich als Helferin in der Pflege in einer ambulanten Pflegeeinrichtung in einer kleinen Gemeinde in Friesland. Meine Arbeitgeberin habe ich auf einer Jobmesse im Mai 2024 kennengelernt. Nach einem Praktikum dort kam es im Oktober 2024 zur Arbeitsaufnahme. Diese war schon herausfordernd für mich und verbunden mit einigen bürokratischen Hürden, aber das Jobcenter und meine Chefin haben mich sehr unterstützt. Die Arbeit mit den älteren Menschen liegt mir sehr am Herzen, außerdem habe ich bereits viele nette Kolleginnen kennengelernt, mit denen ich richtig gern zusammenarbeite. Mein Ziel ist es über die Beschäftigung als Helferin zunächst meine Sprachkenntnisse noch zu vertiefen und bald in meinem gelernten Ausbildungsberuf, die Anerkennung meines Ausbildungsberufes als Pflegefachfrau vorausgesetzt, beschäftigt zu werden – am liebsten beim Pflegedienst Dumke.
Jana Dumke-Waldschmidt, Ambulanter Pflegedienst Dumke GmbH: Wir suchten schon monatelang nach Unterstützung. Frau Lutsenko sind wir erstmalig auf einer Veranstaltung im Rahmen der Arbeitsoffensive für Geflüchtete begegnet und nach einem Praktikum war schnell klar, dass sie gut zu uns ins Team passt. Das Jobcenter Friesland hat uns zu Fördermöglichkeiten beraten und letztendlich den Prozess der Beschäftigungsaufnahme begleitet. Solange sich die Arbeitsabläufe noch festigen und die Sprachkenntnisse verbessern, werden bis zur Festigung der Arbeitsabläufe und Sprachoptimierung mit einen Eingliederungszuschuss unterstützt. Frau Lutsenko hat trotz Sprachbarriere keinerlei Scheu, auf Menschen zuzugehen und zu kommunizieren. Sie ist eine echte Bereicherung für das Team. Durch ihr freundliches Wesen und ihre engagierte Arbeitsweise motiviert sie auch andere Kolleginnen. Wenn das Auto kaputt ist, läuft sie auch mal 3,5 Kilometer zur Arbeit, ohne die gute Laune zu verlieren. Wir hoffen, dass das ukrainische Examen von Frau Lutsenko in Deutschland schnell anerkannt wird, wir würden sie gern langfristig in unserem Unternehmen beschäftigen und ihr die Ausübung der Tätigkeit als Pflegefachkraft ermöglichen.
Große Fahrzeuge haben ihn schon immer fasziniert. Und der Chef? Sieht gutes Potenzial für seinen Aufstieg.
Edison Tovar Serrano (links) und Arbeitgeber Timo von der Kammer (rechts) sehen sich auch in Zukunft als gutes Team.
Edison Tovar Serrano, Helfer in der Fahrzeugaufbereitung: Im April 2023 bin ich mit meiner Familie aus Kolumbien nach Deutschland gekommen. In Kolumbien habe ich Wirtschaftsingenieurwesen studiert, konnte das Studium jedoch nicht abschließen. Ich habe als Elektriker und Inspektor für Gasinstallationen gearbeitet. Meine Suche nach Arbeit führte mich zur Messe für Geflüchtete in Sande, dort konnte ich meinen jetzigen Arbeitgeber ‚Freizeit Mobile von der Kammer‘ kennen lernen. Mir war schnell klar, dass ich dort arbeiten möchte – ich bin handwerklich und technisch geschickt, große Fahrzeuge haben mich schon immer fasziniert. Das Team ist toll, mein Arbeitgeber und meine Kolleginnen und Kollegen unterstützen mich in vielen Dingen – so fällt es mir viel leichter, meine Deutschkenntnisse stetig zu verbessern und mich hier in meiner neuen Heimat zu integrieren. Es ist eine tolle Erfahrung, mit meinem Einsatz nicht nur meine Familie zu unterstützen, sondern mir auch eine Perspektive für die Zukunft aufzubauen. Im Moment reinige und bereite ich die Fahrzeuge auf – mein Ziel ist es, viel Neues zu lernen und mich beruflich weiterzuentwickeln.
Timo von der Kammer, Geschäftsführer Freizeit Mobile von der Kammer GmbH: Ohne die Jobmesse im Mai 2024 für Geflüchtete vom Jobcenter Friesland hätten wir vermutlich nicht zu unserem neuen Mitarbeiter gefunden. Herr Serranos aufgeschlossene und freundliche Art und das aufrichtige Interesse an unserer Branche haben schon am Tag der Messe einen guten Eindruck hinterlassen. In einem Praktikum haben wir uns dann kennengelernten und waren schnell der Meinung, dass passt gut zusammen. Eine der größten Hürden zu Beginn der Arbeitsaufnahme war sicherlich das Erlangen der Arbeitserlaubnis. Hier haben uns das Jobcenter und die Ausländerbehörde des Landkreises gut begleitet und unterstützt. Am Ende ging es dann doch schneller als anfangs vermutet. Herr Serrano konnte im September 2024 in unserem Unternehmen starten und ist seitdem mit seiner positiven Art eine tolle Bereicherung für unser Team. Trotz der Sprachbarriere hat er schnell Anschluss im Kollegium gefunden und es haben sich schon richtige Freundschaften entwickelt. Momentan ist Herr Serrano in der Fahrzeugaufbereitung tätig. In seiner Heimat hat er einen handwerklichen Beruf erlernt und hat außerdem aus den Erfahrungen seines Studiums ein gutes technisches Verständnis. Ich sehe gutes Potential, ihn langfristig auch im Werkstatt-Service einsetzen zu können.
Einsatzbereit und flexibel: Für die Friesland Kliniken ist die neue Auszubildende ein echter Zugewinn.
Pflegedirektorin Katja Bünting (rechts) lernte Veronika Shatilo (links) im März 2023 bei einer Informationsveranstaltung des Jobcenters für aus der Ukraine geflüchtete Menschen in den Friesland Kliniken kennen.
Veronika Shatilo, Auszubildende zur Pflegefachfrau: Ich bin schon immer neugierig und möchte Neues dazu lernen und dies auch anwenden. Nach meiner schulischen Ausbildung in der Ukraine habe ich dort noch die vierjährige Ausbildung zur Krankenschwester durchlaufen. Diesen Beruf wollte ich deswegen in Deutschland auch weiter ausüben. Ich bin vor einigen Jahren alleine hier angekommen, wurde sehr gut aufgenommen und lebe mittlerweile bei einer tollen Familie, die mich auf meinem weiteren Weg sehr unterstützt. Herausfordernd war und ist für mich weiterhin, dass die Aufgaben einer Pflegekraft hier andere sind, als in der Ukraine. So gehörte zum Beispiel das Waschen der Patientinnen und Patienten neu in meinen Arbeitsbereich. Insbesondere die Arbeit im Krankenhaus mit den verschiedenen Abteilungen und den Schichtdiensten sind für mich zudem eine ganz neue Erfahrung. Dabei stelle ich für mich fest, was mir liegt und was auch nicht. Ich möchte gerne langfristig in Deutschland bleiben und im Gesundheitsbereich arbeiten, gerne immer mehr Verantwortung übernehmen, mich stetig weiterentwickeln. Ehrenamtlich engagiere ich mich auch in einer Unterkunft für Geflüchtete in der Region und außerdem plane ich eine Weiterbildung als Rettungsassistentin. Ich fühle mich hier sehr wohl. Das Jobcenter Friesland begleitet mich von Beginn an, hilft mir bei Unklarheiten und ich kann mich bei Fragen jederzeit dort melden. Das ist eine große Hilfe für mich.
Katja Bünting, Pflegedirektorin am Standort Sande Friesland Kliniken: Ich traf Frau Shatilo zum ersten Mal bei der Informationsveranstaltung des Jobcenters Friesland hier bei uns in der Klinik im März 2023. Bereits damals zeigte Frau Shatilo eine hohe Eigeninitiative mit dem Ziel, in Deutschland im pflegerischen Bereich eines Krankenhauses tätig zu werden. Zudem hatte sie sich bereits nach kürzester Zeit gute Deutschkenntnisse angeeignet, was natürlich sehr vorteilhaft ist. Da sich die Pflegeausbildung in der Ukraine inhaltlich stark von der Ausbildung in Deutschland unterscheidet, entschied sich Frau Shatilo zunächst für ein zweiwöchiges Praktikum bei uns und überlegte danach, die Ausbildung zur Pflegefachfrau zu absolvieren. Hier war beiderseits Aufklärungsarbeit erforderlich, um gegenseitiges Verständnis über die pflegerischen Denk- und Handlungsweisen des einzelnen zu erhalten. Dieser Austausch war fruchtbar, sodass Frau Shatilo im September 2023 eine dreijährige Ausbildung zur Pflegefachfrau bei uns anfing und damit den Grundstein für ihre berufliche Zukunft in ihrer neuen Heimat zu legen. Neben ihrer positiven Art bereichert Frau Shatilo ebenso durch ihre hohe Einsatzbereitschaft und Flexibilität. Dieses sind Eigenschaften, die mitunter einen tragenden Stellenwert in der Arbeit als Pflegefachfrau darstellen. In den Friesland Kliniken hat man viele Möglichkeiten sich weiterzuentwickeln. So steht die Pflegedirektion im engen Austausch mit den Examensauszubildenden, um auszuloten, welchen Fachbereich Auszubildende jeweils für sich als Einsatzort nach erfolgreich abgelegtem Examen priorisieren. Seit Jahren erfreulich ist, dass sich annähernd alle Auszubildenden nach dem Examen für eine Weiterbeschäftigung in unserem Haus entscheiden.
Möchten Sie mehr über die Jobmessen des Jobcenters Landkreis Friesland erfahren, auf denen bereits viele Arbeitssuchende mit Fluchthintergrund einen passenden Arbeitgebenden fanden? Auf der Jobcenter-Website erhalten Sie mehr Informationen wie Nachberichte, Fotos und auch Kontakte zu verantwortlichen Mitarbeitenden.
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