Insgesamt 36 Mitarbeitende aus 34 Jobcentern kamen am 5.12. und 12.12.2024 in Köln und Erfurt zusammen um über das Thema „Bürgernahe Sprache“ in der schriftlichen Kommunikation zu diskutieren und Lösungsansätze für die Praxis zu erarbeiten. Nach einer kurzen Begrüßung und Kennenlern-Runde führte zunächst Annika Nietzio, Ansprechpartnerin im Büro für Leichte Sprache des Kompetenzzentrums Barrierefreiheit Volmarstein (KBV), in das Thema mit einem Vortrag zu bürgernaher Sprache im Verwaltungskontext ein. Dabei erklärte sie den Unterschied zwischen einfacher und Leichter Sprache und machte auf die zugehörigen ISO und DIN-Normen aufmerksam. Zudem gab sie konkrete Tipps zur Anpassung verschiedener Dokumente und Verwaltungsabläufe und stellte die Grundsätze verständlicher Verwaltungskommunikation heraus:
- Kommunikation sollte immer zielgruppengerecht gestaltet sein und komplette Prozesse durchziehen, beispielsweise von Informationsmaterial über Antragsdokumente bis hin zu konkreten Bescheiden.
- Die Zielgruppe verständlicher Verwaltungssprache sind alle Bürgerinnen und Bürger.
- Zielgruppengerechte Sprache im Verwaltungskontext vermeidet Behördensprache und unbekannte Fachbegriffe.
- Alternativen prüfen: Nicht immer muss die Kommunikation schriftlich erfolgen. Videos, Piktogramme oder das persönliche Gespräch können Vorgänge vereinfachen.
Im Anschluss folgte ein Vortrag von Andreas Richter, Referent der Bundesagentur für Arbeit (BA), der einen Einblick in den Arbeitsprozess der BA zur Entwicklung bürgernaher Schriftstücke im SGB II gab. Um die Bedürfnisse der Beteiligten und die Anforderungen an Dokumente zu erarbeiten, hatte die BA zunächst Workshops mit verschiedenen Zielgruppen organisiert, darunter auch mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), den Jobcenter und Sozialgerichten. Die bisher erarbeiteten Vorlagen und eine Checkliste zur bürgernahen Kommunikation konnten die Teilnehmenden des x-Felds im Anschluss in einem Gallery-Walk begutachten.
Wie bürgernahe und wertschätzende Sprache im Alltag der Jobcenter aussehen kann, erläuterten verschiedene Praxisbeispiele aus den Jobcentern Mayen-Koblenz, Dortmund, Berlin-Neukölln und dem Main-Kinzig-Kreis. Im Fokus standen hier neben der Überarbeitung von Dokumenten und der Evaluation von Maßnahmen auch die Nutzung der Sozialen Medien als Kommunikationskanal sowie die Schulung der Mitarbeitenden. Dabei zeigte sich, dass eine Einbindung der Mitarbeitenden nicht nur hilfreich ist, um Beratungsgespräche effektiver und verständlicher zu gestalten. Vielmehr können Schulungsangebote auch Vorbehalten auf Seiten der Mitarbeitenden entgegenwirken und sie für eine verständliche Kommunikation mit Bürgerinnen und Bürgern sensibilisieren.
Am Nachmittag konnten die Teilnehmenden sich in einer Arbeitsphase in kleineren Runden zu verschiedenen Themen austauschen. Neben Fragen der Rechtssicherheit bearbeiteten sie hier unter anderem auch die Einbindung von Mitarbeitenden oder die Nutzung bestimmten Wordings wie z.B. “Wir” statt “ich”. Ihre Ergebnisse präsentierten sie anschließend im Plenum.
Sie möchten mehr über die Veranstaltungen und die Ergebnisse der Workshops erfahren? Eine ausführliche Dokumentation sowie Zusatzmaterialien und Arbeitshilfen finden Sie im Extranet.
Weiterführende Links
Netzwerk.iq.de: Hier finden Sie weitere Tipps für einfache Sprache für Menschen mit geringen Deutschkenntnissen
Regelwerk Netzwerk Leichte Sprache: Hier finden Sie die offiziellen Regeln für Leichte Sprache.
Wie Sie selbst verständlich Schreiben können, zeigt Ihnen das Selbstlernheft der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung (BAköV).
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