Herr Beerbohm, wie entstand die Idee, eine App für die Jobcenter zu entwickeln?
Kai Beerbohm: Immer weniger Menschen verwenden den Laptop oder PC als Zugang zum Internet. Stattdessen nutzen die Bürgerinnen und Bürger Apps, um an Informationen zu gelangen oder Behörden zu kontaktieren. Das ging auch aus den Befragungen hervor, die wir im Vorfeld der Entwicklung durchgeführt haben: Weit über 90 Prozent der Teilnehmenden gaben hier an, dass sie ein Smartphone besitzen und sich eine einfachere Möglichkeit zur Kommunikation mit den Jobcentern wünschen. Deswegen haben wir uns dazu entschieden, den nächsten Schritt in der Digitalisierung zu gehen und eine App für die Jobcenter zu entwickeln.
Wer war an der Entwicklung der App beteiligt?
Kai Beerbohm: In einem großen und breiten Beteiligungsprozess haben wir im Vorhinein verschiedenste Zielgruppen zusammengebracht, um am Konzept der App zu arbeiten. Darunter waren 14 Jobcenter, aber auch die BA, Vertreterinnen und Vertreter der Länder und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales sowie Leistungsberechtigte und viele mehr. Gemeinsam haben wir zahlreiche Workshops durchgeführt und die Funktionen der App definiert.
Welche Funktionen bietet die Jobcenter App den Bürgerinnen und Bürgern?
Kai Beerbohm: Es gibt zwei übergreifende Bereiche in der App: „Mein Jobcenter“ und „Mein Bereich“. Im Bereich „Mein Jobcenter“ können Nutzende ihre Postleitzahl angeben. Dann wählt die App automatisch die Informationen des Jobcenters aus, das für die betroffene Person zuständig ist. Hier können sie dann Kontaktdaten, aber auch Informationen zu Veranstaltungen oder Öffnungszeiten einsehen. Außerdem finden Sie hier, je nach Zuständigkeitsbereich der gemeinsamen Einrichtung, Informationen zu regionalen Anträgen, Hilfsangeboten oder weiteren Leistungen. Kontaktinformationen zu den kommunalen Jobcentern bilden wir ebenfalls ab. Unter „Mein Bereich“ findet dann die ganze funktionale Magie der App statt. Hier loggen sich die Nutzenden mit ihren Online-Zugangsdaten ein. Anschließend können sie Anträge stellen und deren Bearbeitungsstatus einsehen, Veränderungen mitteilen oder Termine vereinbaren. Einen schnellen Zugang zur Jobsuche gibt es hier natürlich auch. Und die Anwendenden können schnell, einfach und datenschutzkonform Unterlagen einreichen. Ein Klick mit der Handykamera genügt.
Das Logo der Jobcenter App.
Inwiefern unterstützt die App die Arbeit der Mitarbeitenden in den Jobcentern?
Kai Beerbohm: Der größte Vorteil der App liegt darin, dass wir bei den bestehenden Systemen ansetzen. Es gibt verschiedene Programme, mit denen die Mitarbeitenden der gemeinsamen Einrichtungen in ihrem Arbeitsalltag umgehen. Und die Jobcenter-App setzt genau dort an. Einfach gesagt: Mit der App landet alles in der Kommunikation zwischen Leistungsberechtigten und Jobcenter da, wo es hin soll. Die Kolleginnen und Kollegen müssen nicht den Umgang mit neuen Programmen lernen. Und die Leistungsberechtigten sind nicht mehr auf unsichere Kommunikationswege wie zum Beispiel E-Mails angewiesen. Davon wollten wir dringend weg.
Werden die Jobcenter auch weiterhin persönlich erreichbar sein?
Kai Beerbohm: Natürlich sind die Jobcenter auch weiterhin persönlich für die Leistungsberechtigten erreichbar. Die Einführung der App ändert nichts an den Arbeitsprozessen oder der Erreichbarkeit der Dienststellen. Sie ist eher ein Unterstützungsangebot. Mit anderen Worten: Die Jobcenter-App ist die zeitgemäße Antwort auf die Frage, wie bürgerfreundliche Digitalisierung im öffentlichen Sektor gelingen kann. Darüber hinaus gibt es aber seit geraumer Zeit mit Jobcenter.digital ein umfangreiches Onlineangebot der gemeinsamen Einrichtungen. Hier können die Leistungsberechtigten auch weiterhin wichtige Informationen zu ihren Anliegen erhalten, Anträge stellen, Veränderungen mitteilen und vieles mehr. Das Angebot wird ständig weiterentwickelt.
Gibt es Pläne, die Funktionen der App zu erweitern?
Kai Beerbohm: Es gibt bereits jetzt viele Ideen, was da alles noch möglich ist. Wir werden erstmal mit der aktuellen Version 1.0 am 14. Januar 2025 an den Start gehen und die Weiterentwicklung agil vorantreiben. Das bedeutet, dass wir dann konkret schauen: Wie ist das Feedback im tatsächlichen Betrieb? Hier müssen wir das Thema immer aus Perspektive der Bürgerinnen und Bürger aber auch der gemeinsamen Einrichtungen betrachten und Weiterentwicklungen abwägen. Wichtig ist: Die App wird beiden Seiten eine schnellere und zeitgemäßere Kommunikation ermöglichen. Und wie ich das bisher auf Veranstaltungen mitbekommen habe, ist die Vorfreude in den gemeinsamen Einrichtungen sehr groß.
Über Kai Beerbohm:
Kai Beerbohm arbeitet im Bereich Informationstechnologie und Digitale Prozesse in der Bundesagentur für Arbeit. Gemeinsam mit seinem Team hat er die Entwicklung der Jobcenter-App begleitet, die Mitte Januar 2025 veröffentlicht wird.
Für die Jobcenter sind weitere Informationen zur App im Extranet verfügbar.
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